Das Lymphgefäßsystem
Genauso bedeutend wie das Blutgefäßsystem ist das Lymphgefäßsystem. Alle Zellen des Körpers mit Nährstoffen zu versorgen und den Abtransport von sogenannten "Abfallstoffen" zu gewährleisten, dies ist die Aufgabe des Blutkreislaufes. Neben diesem lebensnotwendigen System existiert ein weiteres Gefäßsystem, ohne das die Funktion des Kreislaufes nicht möglich wäre - das Lymphsystem.
Das Lymphsystem besteht aus Lymphgefäßen und lymphatischen Organen. Die Lymphgefäße leiten die Lymphe in das Venensystem ab, die lymphatischen Oragane (Lymphknoten, Milz, Tonsillen, Thymus) und das lymphatische Gewebe der Schleimhäute (Folliculi solitarii und aggregati) dienen als Abwehrorgane, sowie als Bildungs- und Differenzierungsorte der Lymphozyten (weiße Blutkörperchen).
Das Lymphgefäßsystem stellt ein dem Venensystem paralleles, d.h. "paravenöses" Drainagesystem dar. Es beginnt im Gewebe und endet beidseits beim Zusammenfluss der Vena jugularis interna und der Vena subclavia in den sog. Venenwinkel (Angelus venosus dexter und sinister) (hinter dem Schlüsselbein).
Die Lymphe ist - mit Ausnahme der milchig weißen Chylus (im Dünndarm) - eine wasserklare Flüssigkeit, deshalb sind die Lymphgefäße ohne Farbstofffüllung schwer sicht- und präparierbar. ( Quelle: Lehrbuch der Lymphologie; Autor: M. Földi und S. Kubik)
Aufgaben des Lymphgefäßsystems
Für den Lymphtherapeut ist es von bedeutender Wichtigkeit, über die Funktion, Aufgabe und den Verlauf des Lymphgefäßsystems genauestens Bescheid zu wissen. Nur so ist gewährleistet, dass eine fachgerechte, gezielte manuelle Lymphdrainage durchgeführt wird.
Das Lymphgefäßsystem ist neben dem Blutgefäßsystem für die Entsorgung des Gewebes und damit jeder einzelnen Zelle zuständig. Man kann es somit als Transportsystem bezeichnen. Aber anders als beim Blutkreislauf, handelt es sich hier um eine Einbahnstraße. Es sorgt für den Abtransport ganz spezieller Substanzen, die ansonsten im Raum zwischen den Zellen liegenbleiben würden.
Welche Substanzen sind gemeint?
Folgende Bestandteile werden vom Lymphgefäßsystem aufgenommen und anschließend abtransportiert:
Eiweiß
Wasser (ca. 2 - 4 Ltr./Std.)
Fremdkörper (Staub, etc.)
Zelltrümmer, abgestorbene Zellen, usw.
Bakterien und andere Krankheitserreger
Fette (aus dem Verdauungstrakt stammend und nur während der Verdauungsvorgänge anfallende, ganz bestimmte Fettsäuren)
Eiweiß, eine wichtige Substanz
Dem Bestandteil Eiweiß kommt eine große Bedeutung zu, ist es doch mitverantwortlich dafür, dass sich Lymphödeme bilden können.
Eiweißmoleküle treten aus dem Blutgefäßsystem in das umliegende Gewebe aus, können jedoch nur vom Lymphgefäßsystem wieder aufgenommen und abtransportiert werden. Diese Moleküle besitzen die selbe Eigenschaft wie Salz, sie binden Wasser an sich.
Nun gibt es mehrere Möglichkeit, dass sich vermehrt Eiweißmoleküle im Gewebe befinden. Zum einen:
Mittels Verletzungen oder operativen Eingriffen, bei denen Blutgefäße, Muskelgewebe usw. im Mitleidenschaft gezogen werden, tritt vermehrt Blut und somit auch vermehrt Eiweiß aus. Sie hatten vielleicht schon einmal eine Muskelzerrung oder gar einen Muskelfaserriss? Dann konnten Sie vielleicht auch feststellen, dass sich ein Hämatom (Bluterguss) gebildet hat. Kleinste Blutgefäße (Kapillaren) wurden verletzt und gaben somit die Möglichkeit, dass mehr als normal Eiweißmoleküle ins umliegende Gewebe austreten konnten. Und somit nimmt alles seinen Lauf.... im Geweberaum befindet sich Wasser, die ausgetretenen Eiweißmoleküle binden es an sich und es entsteht ein Ödem.
Zum anderen kann es auch durch leistungsschwache Lymphgefäße dazu kommen.
Das Lymphgefäßsystem verläuft in gerader Linie im Körper und ein bestimmter Teil der Gefäße besitzt, genau wie die Venen, Klappen mit der selben Funktion. Nun kann es aber geschehen, dass z.B. durch vermehrte Fetteinlagerungen, d.h. die einzelne Fettzelle vergrößert sich, der Platz für die Lymphgefäße zu eng wird, sie werden "gequetscht" und nehmen allmählich die Form eines Korkenziehers an. Dies führt dazu, dass der Lymphabfluss erheblich gestört wird, die Kapazität der Aufnahme der Lymphe verringert sich und die Fließgeschwindigkeit verlangsamt. Es entsteht ein Rückstau, die Bereitschaft zum Ödem ist gegeben.
Bedeutung der Lymphknoten
Die in den Lymphstrom eingeschalteten Lymphknoten (Nodi lymphatici) kommen in Gruppen oder als Knotenketten entlang der Blutgefäße vor. Sie sind meistens in Fettgewebe eingelagert. Sie stellen lymphatische Organe mit vielfältigen Funktionen dar.
Aufgaben der Lymphknoten
Die Funktionen der Lymphknoten sind vielfältig:
Sie dienen als biologische Filterstationen: sie verhindern in hohem Grade, dass schädliches Material aus dem Gewebe in die Blutbahn gelangen kann. Durch die Aufnahme und Speicherung von Kohle- und Staubpartikel, sowie von Farbstoff werden die Hilusknoten der Lunge schwarz und die regionalen Knoten von tätowierten Hautgebieten meist blau gefärbt.
produzieren Lymphozyten (weiße Blutkörperchen), vor allem im Rahmen einer Immunreaktion
regulieren den Proteingehalt der Lymphe: sie sorgen dafür, dass die Proteinkonzentration (Eiweiß) der Lymphe in Bezug auf die Interzellularflüssigkeit (Flüssigkeit im Gewebsraum) gleich bleibt.
Besonders deutlich werden uns die Lymphknoten, wenn sie bei Entzündungen stark anschwellen und druckschmerzhaft sind. Dies bedeutet, dass die Lymphknoten zu diesem Zeitpunkt stark beansprucht werden.